Schon lange war das
Projekt geplant und war es auch anfangs durch den Zufall begünstigt,
so musste es sich doch noch gehörig durchboxen.
Angefangen hat
alles realitv zeitgleich mit Fidele (dem mittlerweile ehemaligem
Jungendpriester) und einem Sportverein aus Saarbrücken (DJK
Saarbrücken-Rastpfuhl).
Fidele fand, dass
der Pfarrei ein Sportplatz fehlt, was ich absolut teilte, da Sport
machen in Matimba immer etwas kompliziert war. Also haben wir
zusammen heimlich mögliche Bauplätze ausgekundschaftet und Pläne
geschmiedet. Diese Idee wäre wohl wahrscheinlich in den Wirren um
Fideles Versetzung nach Nyarurema untergegangen, gäbe es da nicht
diesen gewissen Sportverein aus Saarbrücken. Über den Umweg SoFiA
e.V. wurde fast zeitgleich zu Fideles erster Sportplatzidee eine Mail
weitergeleitet, dass ein Volleyballverein Trikotsätze zu vergeben
hat, und ob denn bei irgendeinem Freiwilligen Nachfrage bestünde.
Klar tat sie das und so bekam Matimba den Zuschlag. Freundlicher
Weise erklärte man sich auch bereit, noch ein Netz und Bälle
mitzuschicken, da solche Dinge in Rwanda praktisch nicht zu erwerben
sind. Der Transport wurde auch durch den Zufall gelöst, sodass meine
Familie bei ihrem Besuch in Matimba zwei dicke Taschen und ein Netz,
dass mit dieser Verpackungstechnik Preise hätte gewinnen könnte,
mitbrachten.
So weit, so gut.
Das Glück stand noch an unserer Seit, war auch Fidele in der
zwischenzeit Versetzt worden und ich somit alleiniger
Volleyballplatz-Verschwörer. Doch glücklicherweise fand ich in
seinem Nachfolger Mugisha zwar keinen verrückten Heißsporn, doch
einen Volleyball Begeißterten.
Doch nun fingen die
Probleme an. Der Platz, den wir uns ausgeguckt hatten, war voller
Bohnen. Der Katechist Alfons hatte sich die Freiheit genommen, dort
Bohnen anzupflanzen. Ok, kein Problem wir warten bis nach der
Bohnenernte Ende Juni. Es gab da sowieso noch etwas für Mugisha und
mich zu tun.
Wenn man in Rwanda
eine gesellschaftliche Institution ist, hat man das ungeschriebene
Gesetz inne, Umuganda auszurufen; also eine Gemeinschaftsarbeit für
einen bestimmten Tag anzusetzt. An diesem Tag tanzt dann die
Zielgruppe an, werkelt herum bzw. albert herum natürlich. Dieses
System hat in Rwanda schon ewig bestand, sodass einmal im Monat
Umuganda vom Staat ausgerufen wird, um etwa Straßen von Büschen zu
befreien, Regenwasserkanäle anzulegen oder ähnliches.
Allerdings machen
die Rwander Umuganda nicht einfach zum Spaß, sondern weil sie
dahinter einen Wert für die Gemeinschaft sehen. Wenn also eine
inaktive Pfarrei eines Sonntags verkündet „Morgen ist Umuganda,
alle herkomm!“ wird wohl keiner auftauchen, da diese Pfarrei kein
Wert für die Gemeinschaft ist.
Um diesen Vorwurf
erst gar nicht aufkommen zu lassen, fuhren Mugisha und ich auch wegen
des geplanten Volleyballplatzes in die verschiedenen Untergemeinde,
um dort Seminare zu halten und einfach mit den Jugendlichen zu sein.
Und siehe da: die
Werbung hat geholfen!
Am 03.Juli war es
dann soweit. Mugisha und ich standen schon früh auf, um den genauen
Platz abzumessen, der denn umgegraben werden muss. Allerdings waren
bis 9 Uhr kaum Jugendliche da, sodass wir schon ein wenig Bammel
bekamen, ob denn auch alle unserem Ruf Folge leisten würden. Ein
ausgiebiges Frühstück verdrängte solche Gedanken aber. Und dann
waren sie da. Auf der einen Seite stinkefaule Voyeristen ohne
Werkzeug, die sogar zu strak waren moralische Hilfe zu leisten
(klatschen und jubeln). Auf der anderen Seit arbeitswütige, best
ausgerüstete, junge Männer und Frauen wie sie im Buch geschrieben
stehen. Aber die Bedingungen waren an der Untergrenze des
Befürchteten angelangt. Da wir uns am Anfang der Trockenzeit
befinden, hatte es zwei Wochen lang nicht mehr geregnet, sodass die
Erde trocken, staubig und schlecht umzugraben war. Ausserdem war die
Sonne wieder besonders intensiv – was wohl nur einer Person zu
schaffen gemacht hat. Man sieht: die Bedingungen standen schlecht, es
konnte sich mancher nichtmal vorstellen, dass wir schlussendlich
erfolgreich sein würden, aber was sollten wir machen? Am letzen Tag,
an dem die so lang gedauerte Vorbereitung und das Warten sich bezahlt
machen sollten, einfach aufgeben? Nein, wir entschieden uns zu
kämpfe!
Und wir planierten
mit Engelsgedult, ein nicht für planierbar gehaltenes Feld, gruben
mit bloßer Muskelkraft rießige Wurzeln aus, loteten höchst
professionel die exakten Maße aus und rangen so der Natur eines der
schönsten Volleyballfelder ganz Rwandas ab. Und das in unfassbaren
zwei Stunden!
Tja, was soll ich
sagen: die Einweihungs-Spiele der Männer- und Frauen-Teams „Pfarrer“
gegen „Jugendpriester“ waren sportliche Spitzenleistungen, in
denen die Spieler nahtlos an ihre Baukünste knüpfen konnten und
sich so beiderseits wohlverdient unentschieden trennten.
Das eigentliche
Spitzenspiel ließ aber noch auf sich warten. Nach dem Umuganda war
noch ein Gottesdienst angesetzt, zudem sich aber eine Gruppe,
bestehend aus dem harten Kern der Feldplanierer und Wurzelausgräber
(und einem gewissen Whity), entschlossen, nicht hinzugehen. Und so
entstand ein legendäres Spiel, bei dem der Spielstand schlichtweg
uninteressant wurde. Es endete in der prallen Mittagsonne (die
Kopfhaut und Gesamtverfassung besagten Whitys litt darunter zusehens)
mit verstauchten Knöcheln, kaputten Schuhen und absolut fertigen,
aber glücklichen Spielern. Legendär!
Ich möchte allen,
die an dieser Aktion direkt und/oder indirekt beteilig waren von
ganzem Herzen auch im Namen der Pfarrei danken. Namentlich sind das:
- Fidele, Mugisha, Emilien, dass sie solche verrückten Dinge an ihrer Pfarrei geschehen lassen.
- Dem DJK Saarbrücken Rastpfuhl (im Besonderem Axel Klein), dass sie sich bereiterklärten, diverse Ausrüstung zu sponsern.
- Der Familie Huffer fürs Transportieren.
- und ganz besonders allen Jugendlichen der Pfarrei Matimba, die zwar namentlich nicht zu erfassen sind, doch deren Gemeinschaftssinn diese Pfarrei erhellt und mitträgt.
Vielen Danke, Murakoze Cyane
euer Matthias
PS: Bilder sagen mehr als tausend Worte.